Klangerlebnis Tenorvioline
Die Mitglieder von Superstrings spielen auf 2 neuartigen und innovativen Streichinstrumenten. br>
Sowohl die 5-saitige Viola (ergänzt mit einer hohen E-Saite der Violine) als auch
die Tenorvioline stammen aus der Werkstatt des Kölner Geigenbauer Willi Paul Balsereit.
Aufgeschlossen für kreative Ideen, realisierte er den Umbau beider Instrumente und stattete
die Viola mit seinem Tonabnehmersystem aus.
Schritt für Schritt verfeinerte er den Bau der Instrumente und erreichte damit eine schnelle
Ansprache und eine hervorragende Klangqualität. So ist eine Besonderheit bei Superstrings der
Einsatz einer Tenorvioline, welche aufgrund ihrer einzigartigen Bauweise und verbesserten Mikrofonabnahme
eine neue Klangwelt erschließt. Dank dieser Neuerung ist es möglich, auch schnelle Musikpassagen
stilecht zu realisieren und zu phrasieren.
Von der
Klangvorstellung bis hin zum spielbaren Instrument war es ein langer Weg. p>
Inspiriert von den Aufnahmen zweier Jazzgeiger (Harry Lokowsky/ Dick Wetmore) aus den
60ger Jahren träumte ich von dem vollen und bassreichen Sound einer Tenorvioline.
Er sollte weniger nasal und obertonreich sein als die dort Präsentierten.
Die Tonabnahme erfolgte damals in der Regel mit Hilfe eines Piezo-Tonabnehmers. Das Klangergebnis hatte
wenig gemein mit dem eines Streichinstrumentes. Es wirkt spröde und statisch; gleich einem
Kazhoo. Auch die damals eingesetzten Instrumente waren alles andere als leicht spielbar.
Am bekanntesten ist heute noch die so genannte Ritterbratsche, welche mit ihrer doppelten
Mensurlänge (Corpus: 71 cm/Zargenhöhe 6,2 cm ) zwar die tiefen Töne realisieren kann, aber aufgrund
der enormen Größe beim Spieler schnell zu Rückenleiden und Muskelanspannungen führt.
Vermutlich ist das Instrument deshalb heutzutage hauptsächlich im Museum zu finden.
Schnell war mir bewusst: eine neuartige Tenorvioline muß zwei Anforderungen gerecht werden.
Das Instrument sollte möglichst klein sein (der Corpus einer 4/4 Violine), um schnell darauf jazzmäßig
phrasieren zu können, und sie sollte sich durch einen vollen, runden und warmen Ton auszeichnen.
Trotz der notwendigen elektrischen Verstärkung sollte ihr Klang weiterhin möglichst unverfälscht und akustisch bleiben.
Das Problem der Tonabnahme schien dank neu entwickelter Kontaktmikrophone lösbar.
Grundproblem blieb jedoch das Verhältnis der Proportionen des Instrumentes zur Amplitude der Saitenschwingung.
Nachdem ich von einem Studienkollegen an der Hochschule erfahren hatte, dass ein czechischer Saitenhersteller
die passenden Basssaiten für eine Violine herstellt, gab es kein Halten mehr.
Mein Enthusiasmus wurde aber schnell gebremst, nachdem die Grenzen der Spielbarkeit dieser Saiten auf einem akustischen Instrument ausgelotet waren.
Mit einem Piezo-Tonabnehmer ließen sich brauchbare Ergebnisse erzielen, jedoch der Klang
war weit entfernt von meiner Vorstellung. Die dicke G-Saite erbrachte einfach nicht den richtigen Spannungsdruck, um optimal zu schwingen.
"Da wird zu viel Masse auf zu kurzer Distanz bewegt" meinte Willi Balsereit grübelnd. "Die
Tonerzeugung mit dem Bogen geht viel zu schwerfällig und die Schwingungsamplitude bleibt einfach zu gering, um ausreichend auf den
Klangkörper der Violine übertragen werden zu können."
Als er meine Enttäuschung sah, kramte er in einer Kiste und reichte mir diverse gebrauchte Baß- und
Cellosaiten und sprach: Vielleicht sind ja noch nicht alle Möglichkeiten augelotet.
Experimentiere doch mit den herkömmlichen Saiten, vielleicht landest du doch noch einen Zufallstreffer.
Es folgten zwei Wochen des Bastelns, Experimentierens und Fluchens, denn jedes Mal wenn eine Saite genug Spannung zu haben schien,
schnepperte sie gewaltig auf dem Griffbrett. Auch die Erhöhung von Sattel und Griffbrett konnte den unerwünschten Nebeneffekt nicht stoppen.
Beinah trotzig unternahm ich noch einen letzten Versuch via Internetrecherche. Ein Saitenhersteller am anderen Ende der
Welt erschien mir als Hoffnungsschimmer am Bildschirmhorizont. Nach aufwendigen Überweisungs- und Warentransfairs lagen sie einen Monat später im Briefkasten.
Ungeduldig und fiebrig zog ich die Saiten auf, spielte sie an und brach in Jubel aus.
Der Hersteller hatte mit dem Bau seiner Saiten das Kernproblem geknackt:
Die G-saite sprach schnell an und klang gleichzeitig warm und voll in der Tiefe.
Somit war sie also bestens geeignet für mein Vorhaben.
Gemeinsam mit der Geigerin Nina Leonards traf ich mich 2 Tage später in Willi Balsereit´s
Atelier für Streichinstrumente. Der Geigenbauer vollzog nun wesentliche Verbesserungen am Bau des
Instrumentes: Saitenlage verbessern, Steg verbreitern, die Umwicklung anschleifen - mir kamen Assoziationen zum modernen Autotuning.
Endlich, 2 Wochen vor dem Studiotermin war sie fertig: die tolle und turboschnelle Tenorvioline. Ein großes Dankeschön gilt allen Beteiligten für ihre Unterstützung.
Bei der 5-saitigen Viola, werden die klassische Violine und Bratsche kombiniert, um die
Tonlage beider Instrumente zu vereinen und das Klangbild der oft von Alt-Saxophonen interpretierten Jazz-Parts darzustellen.
So können Musiker daraus einen eigenen Stil entwickeln und ihren persönlichen Sound finden.
Bigband-Stücke gewinnen dadurch ihren einen eigenen Charakter,
aus straighten Rhythmen werden luftige Arrangements; positives Feedback in dieser Hinsicht vom Arrangeur beispielsweise von "Summernight-Samba".